Vodnik AHAS 5nem

Alenka VODNIK
 
Die Fresken in Šentjanž nad Dravčami und ihre Verbindung mit den Fresken im Jaunsteiner Gebiet
 
Die Fresken in der einschiffigen Filialkirche Johannes des Täufers in Šentjanž ober Dravče (Šentjanž nad Dravčami) wurden 1972 entdeckt, doch mit Ausnahme einiger weniger Erwähnungen in der Fachliteratur wurde ihnen bis 1995 nicht jene Aufmerksamkeit zuteil, die sie im Hinblick auf ihren hohen küstlerischen Wert und die Tatsache, daß es sich um eine der wenigen noch erhaltenen Gesamtausmalungen handelt, verdient hätten. Ihrem Stil nach sind sie in Slowenien ein Einzelfall. Parallelen finden sich jedoch in den Arbeiten der gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts im Jaunsteiner Gebiet tätigen sogenannten Völkermarkter Schule. Als Völkermarkter Schule werden die Fresken mehrerer, untereinander nicht verbundener, jedoch durch die gleichen stilistischen Ansätze gekennzeichneter Maler bezeichnet, vor allem durch die südtirolisch umgestalteten Trecento-Formen und die zeitgleiche Einführung der Neuheiten der Werkstätte Friedrichs von Villach. Kennzeichnend für die Völkermarkter Schule sind die etwas stämmigen Figuren, deren Gesichter bereits zur Charakterisierung tendieren, die einfarbigen, also nicht schablonierten Draperien und die breiten, geometrisch gegliederten und mit schablonierten Blattmotiven ausgefüllten Umrahmungen. Dies trifft auch für die Ausmalung in Šentjanž zu, obwohl darauf hingewiesen werden muss, dass sie von zwei Malern geschaffen wurde: der schwächere, traditionsgebundene Maler malte an die Südwand des Kirchenraumes die Legende des Kirchenpatrons, während der bessere Meister die Nordwand mit den Darstellungen des Zuges und der Anbetung der Hl. Drei Könige ausschmückte, die durch einige Besonderheiten von den übrigen Jaunsteiner Ausmalungen abweichen. Kennzeichnend für den persönlichen Stil dieses Meisters sind nämlich die schlanken Gestalten in eleganten Posen, die schönen ebenmäßigen Antlitze und Draperien mit Brokatmustern.
 
Eben diese Kennzeichen ermöglichen es, seiner Werkstatt auch die 1988 entdeckten Fresken in Oberdorf bei Schwabegg zuzuschreiben und zu vermuten, daß der Meister in jener Werkstatt in die Lehre gegangen war oder sie in der Folge sogar übernommen hatte, die um 1425/30 die Szene der Marienkrönung und die zwei Heiligen: Katharina und Barbara an der nördlichen Schiffswand der Pfarrkirche in Eberndorf geschaffen hatte.