Peskar AHAS 2nem

Robert PESKAR,

Über die Baugeschichte der Pfarrkirche in Trebnje und ihre Stellung in der Entwicklung der spätgotischen Architektur in Slowenien

Im Beitrag werden vor allem die noch ungeklärten Fragen über die Baugeschichte, die Werkstättenverbindungen und die Stellung der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Trebnje (Treffen) in der spätgotischen Architektur in Slowenien behandelt. Wobei die Unzulänglichkeit der bisherigen baugeschichtlichen Untersuchungen verständlich wird, da einige Fragen erst durch die unlängst durchgeführten Restaurierungen gelöst werden konnten.

Im Grundriß der Kirchenanlage erweist sich als ihr ältester Teil das Gefüge des Langhauses, das allerdings nicht in einer Bauphase entstanden ist, denn der ältere, ursprünglich freistehende Glockenturm wurde erst nachträglich angeschlossen. Vorerst kann man sich bei der Datierung des Turmes auf den Reliefstein mit dem österreichischen und steirischen Wappen im dritten Turmgeschoß stützen, der nach 1448 entstanden war, als Kaiser (damals noch König) Friedrich III. das Patronat über die Pfarre erlangte. Doch der Wappenstein weist lediglich auf einen Umbau oder die Fortsetzung einer unterbrochenen Bautätigkeit hin, nicht aber auf den im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts vermuteten Baubeginn des Turmes; um 1440–1450 wurde nämlich auch schon das Langhaus errichtet. Der einzigen Hinweis auf den Baubeginn des Turmes sind die beiden spiegelverkehrten Zeichen eines Steinmetzgehilfen, der im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts noch an zwei weiteren bedeutenden Bauvorhaben: am Eingangsgebäude der Karthause Žiče (Seitzkloster; 1397–1398) und am Langchor der nahegelegenen Pfarrkirche in Šentrupert (Sankt Ruprecht; um 1415–1420) mitwirkte. Ob allerdings der Glockenturm in Trebnje, der, wie die Türme in Šentrupert und Novo mesto (Rudolfswert), in der oberen Hälfte oktogonal gestaltet ist, zur Gänze im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts erbaut wurde und somit das älteste Beispiel dieses Typus in Dolenjsko (Unterkrain) wäre, kann heute, wegen der späteren Umgestaltungen, nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

Um 1440–1450 wurde das Langhaus errichtet, das zwei mächtige, mit je zwei achteckigen Pfeilern abgestützte Arkadenwände in drei ursprünglich flach überdeckte Schiffe teilen. Die Deckenhöhe war in allen drei Schiffen gleich. Trotz der betonten Längsrichtung der beiden Arkadenwände kann also von einem Hallenraum gesprochen werden, der im Vergleich mit gestaffelten Räumen einen Schritt näher zur Hallenkirche ist, wie sie dann in Slowenien im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden sind (die Pfarrkirchen in Kranj [ Krainburg] , Škofja Loka [ Bischoflack] und Cerknica [ Zirknitz] ). Als konkretes Vorbild könnte möglicherweise die Pfarrkirche in Kranj dienen, die mindestens bis 1452 eine flache Decke hatte. Außerdem wären als näher verwandte Varianten noch die Pfarrkirche in Lavamünd und die Wallfahrtskirche Maria Elend im Rosental in Kärnten sowie die Pfarrkirche in Weiten (Niederösterreich) zu nennen. Über die Persönlichkeiten, die den Anstoß zu den Bauunternehmungen in Trebnje gegeben haben könnten, fehlt es an konkreten Hinweisen, da die flache Decke des Schiffes 1645 mit einem Kreuzgewölbe ersetzt wurde und der gotische Chor in der Mitte des 18. Jahrhunderts einem barocken weichen mußte. Als Initiatoren wären jedoch der damalige Pfarrer Erhard Rauchpanner oder der in Trebnje ansässige und den Habsburgern zugetane Adel (z. B.: Hermann Tallner oder Ludwig Kosiek) durchaus denkbar.