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Die Fresken von Caspar Franz Sambach in Gornji Grad
 
Der Beitrag behandelt die 1944 von einer Feuersbrunst vernichteten Deckenfresken von Caspar Franz Sambach im Saal des bischöflichen Palais in Gornji Grad (Oberburg) aus dem Jahre 1755. Weil in der slowenischen Fachliteratur Sambachs Name noch nicht zur Sprache gebracht worden ist, wird der Maler mit einer Kurzbiographie und den Erwähnungen in der Literatur vorgestellt.
 
Sambach wurde am 6. Januar 1715 in Breslau geboren und verstarb am 27. Februar 1795 in Wien. Er studierte an der Wiener Akademie (Georg Raphael Donner, Paul Troger), war ab 1759 ihr ordentliches Mitglied und von 1772 bis zu seinem Tod ihr Direktor. Er war Öl- und Freskomaler, sein Werk ist über Österreich, Ungarn, Mähren und Schlesien verstreut. Seine bedeutendsten Wandmalereien finden sich in der Jesuitenkirche in Stuhlweissenberg in Ungarn aus den Jahren 1748/49 und in der Pilgerkirche der Traurigen Muttergottes in Sloup in Mähren aus den Jahren 1752–54.
 
Das Fresko in Gornji Grad wurde zuerst von G. J. Dlabacz im Jahre 1815 als eine Allegorie des Landes und der Ehre des Adels erwähnt. Im Grazer Joanneum wird eine lavierte Federzeichnung seines Vertragsentwurfs aufbewahrt, die vom Auftraggeber, dem Laibacher Bischof Ernst Gottlieb Attems, bestätigt wurde: "Approbiert, und accordiert den Figuristen p(er) 400 fl nebst denen Reis Vnkhosten Vnd Khost. den 16 May 1755. Ernst Gottlieb bischof v(on) Laybach m. p.". Aus der lavierten Federzeichnung und einigen Photographien (Teil des Innenraums und der Decke) konnte man deren Inhalt entnehmen und ihre Bedeutung innerhalb seines Gesamtwerks bestimmen.
 
Sambachs Entwurf verdeutlicht das Gesamtkonzept – die Bordur und die Zentralkomposition, die Photographien der Malereien bezeugen jedoch, dass Sambach nur als Autor des figuralen Teils anzusehen ist, die Herstellung der dekorativen Umrandung aber einem Borduristen überlassen hat.
 
Das Deckenfresko ist eine Verherrlichung von Attems bischöflicher Tätigkeit und seines künstlerischen Projekts in Gornji Grad. Die in der Mitte sitzende Figur in festlichem Zivilgewand, umgeben von einem Engel und Putten mit den Bischofsinsignien, soll vielleicht den Bischof von Ljubljana Ernst Gottlieb Attems (Graz 21. 12. 1694 –Wien 5. 12. 1759) darstellen. Rechts und links von ihm befinden sich Allegorien der Steiermark und Krain, Erstere als Europa mit dem Grundriss des Palais von Gornji Grad und einem Putto mit dem Wappen der Steiermark, Zweitere mit dem Wappen von Krain. Unterhalb der Hauptgruppe befindet sich Fortuna mit dem Füllhorn, an den Seiten der Hauptfiguren sind die Allegorien der Jahreszeiten angeordnet, und in der Diagonale noch zwei große Engel – Boten. Der Untere trägt einen Köcher, der ihn begleitende Putto umarmt ein versiegeltes Kästchen, der Obere hält die Ewigkeit symbolisierende, kreisförmig gewundene Schlange mit ihrem Schwanzende im Rachen empor. In der unteren rechten Ecke befindet sich Pan, in der oberen linken Ecke in einem kaum zu erkennenden Tierkreis ein Steinbock. Die zivile Bekleidung des idealisiert verjüngt dargestellten Protagonisten, die Personifikationen der Steiermark und Krain mit dem Füllhorn darunter weisen eher auf eine allegorische Verherrlichung des Bischoftums als auf den Bischof selbst hin.
 
In der Längsrichtung des Saals erweist sich die auf den ersten Blick freie Figuralkomposition als Verbindung dreier geometrisch angeordneten Einheiten in unterschiedlichen Tiefen mit überzeugender Illusion des offenen Himmels. Der in der mittleren Einheit dominierende Protagonist mit der Assistenz ist in eine konisch aufgestellte rundlich gewellte Raute eingeordnet, die durch die Bewegung und die Gewänder einem aufgelockerten Rocaille ähnelt. Die zweite Einheit stellen die Jahreszeiten dar: sie sind links und rechts der Hauptkomposition in jeweils zwei Figurengruppen eingefasst. In der dritten Einheit befinden sich diagonal angeordnete Figuren von abgeschatteten Engelsboten, dazu noch Pan in der unteren Ecke und der Steinbock im obengelegenen Tierkreis. Die ideale Himmelsebene, durchwoben von Wolkenkuppen und Putten, und die geordneten Einheiten sind zu einer lockeren Rokokogesamtheit verbunden. Das Licht versetzt den Protagonisten in die Tiefe, die Hilfsfiguren sind ein wenig dem Betrachter nähergerückt, in der Ebene davor befinden sich die Gruppen der Jahreszeiten, die Boten mit ausgebreiteten Flügeln gleiten im Raum unter dem Himmelsbogen, vom Himmelslicht nicht erfasst. Die Tiefenwirkung wurde vom Maler mit gewagten Verkürzungen und malerischen Wechseln von beleuchteten und abgedunkelten Körper- und Bekleidungsteilen erreicht. Die bald scharfen und wieder weichen Wallungen der reich bewegten Gewänder bekennen sich zur Körperlichkeit.
 
Stilmäßig sind die Wandmalereien von Gornji Grad am ehesten mit jenen in Sloup aus dem Jahre 1752 mit ähnlich konzipierter Hauptgruppe, mit dem bis zur Gürtellinie sichtbaren Engel bei der Hauptfigur und den diagonal postierten großen Engeln zu vergleichen. Sie unterscheiden sich aber durch den illusionistischen Grundgedanken voneinander, der in Sloup die Figuren und die Architekturszenerie integral verbindet, in Gornji Grad aber das Deckenfresko selbständig belässt und die Bordur eher als Rahmen und Teil der Dekoration des gesamten Saals als ein der Tiefenillusion dienendes Element verwendet.
 
Sambachs Entwurf ist als selbständiges Kunstwerk von unfraglicher Qualität. Unter den fünfundvierzig bekannten Zeichnungen ist nur eine von größeren Ausmaßen. Der lockere Rokokoentwurf für das Fresko von Gornji Grad offenbart sich in überlegenen, weichen oder scharf flimmernden, unruhigen Federstrichen und in feinen, flüssig verlaufenden Lavuren. Unter den erhaltenen bekannten Zeichnungen von Sambach gibt es keine, die unmittelbar mit dem Fresko von Gornji Grad in Verbindung gebracht werden könnte. Außer der erwähnten Parallelen bei der Zeichnung für die Wandmalereien in Sloup sind einige Ähnlichkeiten mit der alttestamentarischen Figur der Zeichnung in der Albertina und der Figur Europas zu bemerken. Zum Entwurf für Sloup konnte Garzarolli feststellen, dass sie vom Typus her zum Teil unter Trogers Einfluss entstanden, aber im Vergleich zum Lehrmeister in einer exakten und weitaus weicheren und detailreicheren Federzeichnung ausgeführt sind. Das gleiche gilt für den nach der Zerstörung des Frescos in Gornji Grad dokumentarisch überaus wertvollen Entwurf in Graz, der zur Spitze des Sambachs zeichnerischen Nachlasses gehört.
 
Die Fresken in Gornji Grad bestätigen Tintelnots Einordnung von Sambach unter die besten österreichischen Rokokomaler, und die Vorstellung über seine Verdienste für die geographische Verbreitung der in Wien ausgebildeten Freskomaler der Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Gesamtheit der Barockmalerei in Slowenien sieht sich aber die Bedeutung der persönlichen kulturellen Orientierung des Auftraggebers der Malerei, des Grafen Ernst Amadeus Attems, bestätigt.