Prelovsek AHAS 2nem

Damjan PRELOVŠEK 
 
Francesco Coconi als Stadtbaumeister von Ljubljana 
 
Der Friauler Baumeister Francesco Coconi hat sich zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts aus Treviso kommend, wo er einige Jahre verbracht hatte, in Ljubljana niedergelassen. Angaben über sein Geburtsdatum und seine Schulung sind nicht bekannt, verstorben ist er angeblich 1836 in Zagreb, nachdem er ab 1831 in Kroatien tätig geworden war. Dem Friauler Coconi war eines jener typischen Auswandererschicksale beschieden, wie sie in der Geschichte der Kunst in Slowenien recht häufig aufscheinen. 
 
Die eingesessenen krainischen Meister waren zugewanderten Konkurrenten verständlicherweise wenig freundlich gesinnt und wandten alle Mittel an, um ihnen die Ausübung ihres Berufes zu erschweren. Der fähige und rührige Baumeister Coconi verstand es jedoch das Vertrauen seiner Auftraggeber zu gewinnen - und auch zu rechtfertigen. 1823 ernannte ihn der Magistrat von Ljubljana zum zweiten Stadtbaumeister. Außer Neu- und Umbauten z. T. recht bedeutender Gebäude führte er auch eine ganze Reihe von Zweckbauten durch: Stützmauern, Pflasterungen, Brunnenschächte usw. Im Gegensatz zu dem gegebenen Versprechen, vor allem heimische Arbeiter einzustellen, arbeitete er fast ausschließlich mit italienischen Maurern. Nach 1826 geriet er immer öfter in Geldschwierigkeiten, wie es die zahlreichen Klagen seiner Gläubiger bezeugen; doch es gelang ihm stets den drohenden Kerkerstrafen zu entgehen. 
 
Zu den bedeutenden Gebäuden, die er während seines zehnjährigen Aufenthaltes in Ljubljana umbaute und ihnen ein künstlerisch wertvolles Gepräge verlieh, gehören: die im Jahr 1823 umgestalteten Fassaden des Palais Auersperg (heute Stadtmuseum, Gosposka ulica 15) und die Fassade des Stadthauses des Baron Lichtenberg (Novi trg 5) sowie das im Jahr 1827 aufgestockte und neugestaltete Haus des Buchbinders und Papierhändlers Heinrich Adam Hohn (heute eher als Souvan'sches Haus bekannt, Mestni Trg 24), bei dem er die Fassade mit einem flachem Säulenrisalit gliederte; Es ist das bedeutendste Beispiel der Architektur am Übergang vom Klassizismus zum Biedermeier in Ljubljana. Die schlichteren Schmuckreliefe sind Arbeiten mehrerer aus Friaul stammender Stuckateure, während für die Putti unter den Fenstersimsen und an den Türflügeln möglicherweise der seit 1826 in Ljubljana tätige Wanderbildhauer Martin Kirschner aus Tirol in Frage käme. Neu gebaut hat Coconi 1826 das Kapretz'sche Kaffeehaus (Slovenska cesta 36) von dem allerdings nur das Stiegenhaus und das Erdgeschoß in der ursprünglichen Ausgestaltung erhalten geblieben sind. 
 
Ein beträchtlicher Teil seines Schaffens in Slowenien nehmen die Aufträge des Schloßherrn in Dol bei Ljubljana Josef Calasanz Baron Erberg bei der Neugestaltung des Parks im englischen Stil ein, für den Coconi 1821 als erstes ein Denkmal zur Erinnerung an den Besuch des österreichischen Kaisers Franz I. im Frühjahr 1821 entwarf, in Form einer neoklassizistischen Säule mit Vase und Inschrift. Später erhielt er den Auftrag für zwei neoklassizistische Pavillions für die Bibliothek und die Kunst- und Naturaliensammlung, die zwischen 1827 und 1831 errichtet wurden und bei deren plastischer Ausschmückung (die Puttenreliefe an den Fassaden und die vier vollplastischen Allegorien der Malerei und Baukunst sowie der Poesie und Musik) abermals der Bildhauer Martin Kirschner mitwirkte. Trotz einiger noch barocker Anklänge sind beide Gebäude mustergültige Beispiele der neoklassizistischen Baukunst in Krain. 
 
Künstlerisch war Coconi fest im Neoklassizismus verankert, den er auch einem so konservativen Milieu zu vermitteln verstand, wie es Ljubljana (verglichen mit dem nahen Triest) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts allenfalls war. Mit dieser stilistischen Prägung war es ihm verständlicherweise auch nicht möglich, sich mit dem "Rundbogenstil"- einem Konglomerat frühchristlicher, byzantinischer und romanischer Stileigenheiten - anzufreunden, der sich zu dieser Zeit von Deutschland aus in Österreich verbreitete.