Murovec AHAS 9nem

Barbara MUROVEC

Die ikonographische Analyse der Fresken von Smlednik und ihre Bildquellen. Eustachius Gabriel zwischen Augsburg und Wien

Dieser Beitrag entstand als Teil der Dissertation Europäische Bildquellen der barocken Deckenmalerei in Slowenien (Evropski likovni viri za baročno stropno slikarstvo v Sloveniji, Ljubljana 2000, S. 195–237) und ist in gewisser Weise eine Fortsetzung meines Aufsatzes Eustachius Gabriels Fresken im Schloss von Smlednik (Freske Eustachiusa Gabriela v graščini Smlednik / Eustachius Gabriel’s Frescoes in the Castle of Smlednik, Acta historiae artis Slovenica, 2, 1997, S. 153–158).

Eustachius Gabriel (1724 Unterschwarzach bei Bad Waldsee–1772 Ljubljana/Laibach) war in den letzten fünf Jahren seines Lebens in Kärnten, in der Steiermark und in Krain tätig. In Krain malte er in Ljubljana die Decke im Auditorium des Jesuitenkollegs aus (bereits im Jahr 1774 bei einem Brand zerstört) und im zehn Kilometer nördlich von Ljubljana gelegenen Schloss Smlednik (Flödnig) freskierte er für Franz Joseph Freiherr von Flödnig (1742–1801) den Festsaal, der sein letztes Werk war. Für die Schlosskapelle konnte er nur noch eine Präsentationszeichnung anfertigen, die heute in der Albertina aufbewahrt wird. Das Deckenfresko im Festsaal stellt in der Mitte Apollon auf dem Sonnenwagen dar, der von den Tierkreiszeichen und von vier Gruppen mit je drei Göttern als Personifikationen der zwölf Monate und der vier Jahreszeiten umgeben ist; die Personifikationen der vier Tageszeiten befinden sich an den Wänden.

In diesem Aufsatz wurden das ikonographische Programm und seine Quellen wie auch die Vorlagen für die einzelnen Figuren ins Detail präsentiert. Ihre Kenntnis ermöglicht uns eine gute Einsicht in Gabriels Malweise und seine Verarbeitung bildlicher Anregungen, die er von verschiedenen Künstlern und aus verschiedenen Kunstzentren übernahm. Als Hauptbildquellen lassen sich aufzählen: der graphische Zyklus Monatsgötter von Johann Georg Bergmüller (1688–1762) und Johann Evangelist Holzer (1709–1740), der aus vier Blättern bestehende Zyklus Die olympischen Götter als Regenten der Jahreszeiten und der zwölf Monate (eine Serie von Nachstichen Bergmüllers nach eigenen Fresken im Schloss Haimhausen in Bayern) und die Ausmalung im Gartenpalais Schwarzenberg in Wien von Daniel Gran (1694–1757). Da von dessen Fresken im Prunksaal und in der Marmorgalerie keine Nachstiche existierten, Gabriel sie aber gut gekannt und in Smlednik kopiert hat, muss er Grans Deckenmalerei im Palais Schwarzenberg selbst gesehen haben. Die Ausmalung des Festsaals in Schloss Smlednik liefert daher den unmittelbarsten Beweis für Gabriels Aufenthalt in Wien.

Von Grans 1945 zerstörtem Kuppelfresko im Festsaal des Palais Schwarzenberg entstand eine Ölskizze (heute im Museum der Schönen Künste in Budapest), die als unumstrittenes Werk Franz Anton Maulbertschs (1724–1796) aus den 60er Jahren angesehen wird. Sie gilt als wichtigster Beweis für seine intensive Auseinandersetzung mit Grans Malerei. Wenn wir aber die Ölskizze mit den Fresken in Smlednik und mit anderen Werken Gabriels vergleichen, können wir grosse Ähnlickeiten feststellen, die darauf schließen lassen, dass es sich um die Hand ein und desselben Künstlers handelt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Gabriels und Maulbertschs Werk miteinander verwechselt wurden. Franz Matsche hat die Entstehung der Ölskizze und die Möglichkeit, dass Maulbertsch die Erlaubnis hatte, im Palais Schwarzenberg zu kopieren, mit dem Wunsch des Hofes nach einem ähnlichen Fresko in Halbturn zu erklären versucht. Es sei deshalb dafür gesorgt worden, dass Maulbertsch Zutritt zum Palast erhielt, was ansonsten nicht ohne weiteres möglich gewesen wäre. Eine solche Begründung scheint eher überflüssig, waren doch die repräsentativen Räume der Paläste unter anderem dazu bestimmt, die Bedeutung ihrer Besitzer zur Schau zu stellen, weshalb nicht zuletzt gerade Künstler gern gesehene Gäste und Bewunderer waren. Falls aber bewiesen werden müsste, dass die Künstler eine „Eintrittskarte“ für das Palais Schwarzenberg brauchten, dürfte Gabriel damit keine Probleme gehabt haben. Er war im Hause Schwarzenberg kein Unbekannter, hatte doch Fürst Joseph Adam von Schwarzenberg im Jahr 1754 auf Vorschlag der Landesregierung die Ausmalung der Pfarrkirche in Tiengen am Hochrein mit Fresken bei eben dem jungen Schwaben Gabriel bestellt, der „anderwärts mit fresco mahlen Vergnügen gegeben“ hat.